Neues aus Nepal von Sudip im Juli

16. 07. 2020

Auch in der zweiten Jahreshälfte hat das Coronavirus die Welt weiterhin fest im Griff und hinterlässt seine unwiederbringlichen Spuren. Natürlich auch in Nepal.

 

Heute habe ich lange mit Sudip telefoniert, über 1 Stunde. Wieder berichtet er mir von der Besorgnis und Verzweiflung der Bevölkerung. Seit Mitte Juni hat die Regierung begonnen, den Lockdown in mehreren Stufen zu lockern, das öffentliche Leben kommt langsam wieder in Gang, Geschäfte öffnen wieder, der öffentliche Verkehr wird begrenzt nach geraden/ ungeraden Nummernschildern zugelassen. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Neuinfektionen stetig zu. Immer noch strömen massenhaft Arbeitsmigranten aus anderen Ländern zurück nach Nepal – ohne jede weitere Perspektive, wie es weitergeht, aber oft das Virus in der Tasche. Bei den durchgeführten Tests hängt man mit den Auswertungen so weit hinterher, dass die Ergebnisse nutzlos werden.

 

Der Tourismus liegt völlig am Boden, die internationalen Reisebeschränkungen bestehen weiterhin. Für Tausende im Tourismus Beschäftigte, aber auch für die informellen Tagelöhner u. Hilfskräfte sind die Einkünfte unterdessen komplett weggebrochen. Man redet von einer eventuell baldigen Öffnung des internationalen Flughafens in Kathmandu, aber die Menschen bleiben skeptisch, wie das mit den Einreise- u. Sicherheitsmaßnahmen und der äußerst kritischen medizinischen Versorgungslage funktionieren soll.

 

Auch die unzähligen Hilfsprojekte sind extrem belastet, die NGOs können Ihre normalen Hilfsaktivitäten nicht mehr weiterführen.  Viele von ihnen organisieren anstatt dessen jetzt mit Ihren nepalischen Partnern Lebensmittelspenden und Corona-Nothilfepakete für stark bedürftige Familien. Sudip bestätigt uns nochmals, dass in unserem Projektgebiet in Sukajor die Versorgungslage stabil ist. Auch gibt es bisher keine Infektionen, alle hoffen, dass es so bleibt.

 

Wir besprechen, wie es weitergeht mit unserem Englisch- und Computerlehrer, Herr Saroj Tapa, der über unseren Verein finanziert wird. Geeinigt hatten wir uns ja zuvor bereits, dass sein Monatsgehalt während der coronabedingten Schulschließung weiter gezahlt wird. Das Geld für das erste Anstellungsjahr stand seit letztem Jahr auf dem Schulkonto zur Verfügung und wurde laut Sudip monatlich von dort überwiesen. Mitten in der Schließung läuft nun aber das erste Anstellungsjahr aus. Es kam die Frage auf zur Anstellungsverlängerung bis ins Jahr 2021. Trotz der momentanen Schwierigkeiten liegt es uns sehr am Herzen, Herrn Saroj weiterzubeschäftigen und die Kinder so bald wie möglich wieder unterrichten zu lassen, damit die Aufbauarbeit vom ersten Jahr erfolgreich weitergeführt werden kann. Auch hat sich Herr Saroj gut in das Lehrerkollektiv integriert und wird von den Kindern respektiert und gern gemocht.

 

Unser Vorstand hat die Anstellungsverlängerung bis Mai 2021 bereits einstimmig abgesegnet, zu den gleichen Bedingungen wie im ersten Jahr. Ende des Jahres wollen wir uns dazu nochmal beraten. Ebenfalls vereinbart wurde, dass die Weiterzahlung des Lehrergehaltes (nach derzeitiger Wechselrate ca. 985 Euro pro Jahr)  bis auf Weiteres von den 3000 Euro abgedeckt werden kann, die im März von uns auf das Schulkonto überwiesen wurden. Ursprünglich war diese Summe komplett für das Tagesmahlprojekt als Sicherheitsvorschuss bis Jahresende gedacht, wurde aber nicht aus dem Projektfond, sondern aus unserem allgemeinen freien Spendenfond entnommen. Da sich das Tagesmahlprojekt nun um einige Monate nach hinten verschiebt und sich durch die seit April angelaufenen Patenschaften die „echten Patenschaftsbeiträge“ auf unserem NGO-Konto weiter ansparen, sehen wir momentan keine Gefahr für die Finanzierung des Projektes. Deshalb haben wir jetzt erstmal so entschieden, anstatt neues Geld dafür zu überweisen. Wir werden die weitere Entwicklung im Auge behalten und davon berichten.

 

Außerdem möchten wir Herrn Saroj ab jetzt verstärkt als unseren Kontaktpartner direkt vor Ort einbinden, als Koordinator & Kommunikator für alle schulbezogenen Projekte in Sukajor, und als Unterstützung für Sudip in Kathmandu.

 

Beginnen wollen wir hier mit dem aktuellen Tagesmahlprojekt. Um die Zeit der Schulschließung positiv zu nutzen, werden wir Herrn Saroj bitten, uns bei der Vorbereitung & Umsetzung dieses Projektes aktiv zu helfen. Laut Sudip konnten bisher noch keine Küchengeräte u. Utensilien von den bereitgestellten Spendenbeträgen eingekauft werden, da ja die Geschäfte geschlossen waren und größere Geräte wie z.B. ein Kühlschrank aufgrund von Importbegrenzungen teils gar nicht verfügbar sind.  Mit ein bisschen Glück können wir nun aber hoffentlich bald loslegen, Geduld und Beharrlichkeit sind hier wieder gefragt... Eine Bestands- und Bedarfsaufnahme sowie eine Planung mit dem Koch stehen als Erstes an. Wir hoffen sehr, dass es uns gelingt, durch dieses Projekt die Kinder zu ermutigen, nach der langen Schulschließung wieder zurück in die Schule zu kommen, was in Nepal bei der armen Bevölkerungsschicht, zu der unsere Kinder und deren Familien gehören, nicht unbedingt selbstverständlich ist. In der letzten Meldung hatten wir in dem Zusammenhang einen Brief an die Kinder (und deren Eltern) angekündigt. Diesen hat Vroni nun verfasst, ich habe ihn in Englisch übersetzt und hänge beides als Bild unten an. Sudip hilft uns, den Brief in Nepalesisch zu übersetzen und nach Sukajor an Herrn Saroj zu senden, zusammen mit einem Ausmalbild für die Kinder. Wir halten Euch weiter auf dem Laufenden.

 

Für heute Namaste und bleibt alle gesund!