Neues aus Nepal im August & September

15. 09. 2020

Nach meinem letzten langen Telefonat mit Sudip im Juli gab es in den darauf folgenden Wochen regelmäßig kleinere Kontakte über Telefon per WhatsApp und Google Hangout. Erfreulicherweise meldete sich nun auch ab und zu Herr Saroj bei mir. Die Kommunikation gestaltete sich anfangs noch etwas mühsam. Wir mussten erst noch ein bisschen miteinander üben, uns in der englischen Sprache gemeinsam zu treffen. Aber man konnte spüren, wie sehr sich Herr Saroj trotz seiner Nervosität bemüht, und es kann ja nur besser werden. Nach einigen Gesprächen war die anfänglich Scheu überwunden, und wir redeten offenherzig und freundschaftlich miteinander. 

 

Ende August berichtet Sudip, die Corona-Situation in Nepal hat sich wieder verschärft. Damit sind auch alle Ankündigungen zur Lockerung zurückgenommen worden, die eigentlich ab Mitte August umgesetzt werden sollten. Es herrscht wieder totaler Lockdown. Die Lage in diesen Wochen ist extrem angespannt. Er meint, es ist sogar noch schwieriger als zu Beginn, weil die medizinische Versorgungslage komplett außer Kontrolle ist und Behandlung nicht mehr gewährleistet werden kann. Die Krankenhäuser sind völlig überlastet, es werden keine Patienten mehr aufgenommen, Neuinfizierte oder auch Leute mit anderen Erkrankungen sind sich meistens selbst überlassen. Die sicherste Art sich vor einer möglichen Infektion zu schützen und nicht auf medizinische Hilfe angewiesen zu sein, ist weiter zu Hause zu bleiben. Und man kann nur hoffen und beten, dass man nicht wegen etwas anderem zum Arzt muss.

 

Die Regierung hat einen Teil der Verantwortung an die einzelnen Provinzen abgegeben, die je nach Ernsthaftigkeit der Lage eigenverantwortlich entscheiden, welche und wie stark die Regeln in ihrer Provinz durchgesetzt werden, z.B. ob es eine Ausgangssperre gibt, welche Zeiten, oder wie stark der Lockdown sich gestaltet, wer/ was geöffnet/ geschlossen bleibt. Es wurden sogenannte Zonen geschaffen, in denen die Einschränkungen je nach Infektionsrisiko unterschiedlich geregelt sind. 46 von den 77 Provinzen befinden sich momentan in der roten Zone, also die höchst gefährdetste Zone, d. h. kompletter Lockdown, maximale Sicherheitsregeln, um den steigenden Infektionszahlen entgegenzuwirken. Auch das komplette Kathmandu-Tal gehört dazu und ist völlig von den anderen Provinzen abgeriegelt. Es kommt keiner raus, keiner rein.

 

Auch in Ramechhap bleibt die Gaiyashwori Primary School, so wie alle anderen staatlichen und privaten Schulen, weiterhin geschlossen. Laut Herrn Saroj gab es zwischendurch (Ende Juli) plötzlich mal ganz überraschend eine Schulöffnung, und es kamen kurzzeitig einige wenige der Schulkinder zurück zum Unterricht. Aber von Wiederaufnahme eines normalen Schulbetriebes kann keine Rede sein. Immer wieder gibt es widersprüchliche Informationen, es herrscht große Verunsicherung, was die Regeln zulassen oder verbieten. Auch die Eltern der Kinder sind sehr besorgt wegen des Infektionsrisikos. Kurze Zeit später im August muss dann auch die Schule wieder schließen, da jetzt wieder totaler Lockdown in Nepal gilt. Auch Hausbesuche des Lehrers bei den Kindern (community and home educational services ) sind aufgrund dessen nicht gestattet. Die Lehrer sind aber regelmäßig im Wechsel in der Schule anwesend, um die nötigsten administrativen Aufgaben zu erledigen. Mit den Kindern bleibt man wo immer möglich zumindest telefonisch in Verbindung. Der Wochenmarkt Ramechhap Bazaar ist geschlossen, die Menschen versorgen sich vorwiegend selbst untereinander mit den nötigsten Grundnahrungsmitteln.

 

Wie wird es in den nächsten beiden Monate weitergehen? Es stehen zwei der wichtigsten Festivals in Nepal an – zuerst Dashain im Oktober, und dann Tihar (Diwali) im November – normalerweise eine Zeit der spirituellen Zeremonien und fröhlichen Familienzusammenkünfte...

 

Zum Abschluss wieder etwas aus den nepalesischen Medien. Am 28.08.2020 veröffentlichte die nepalesische Tageszeitung Himalayan Times einen besorgniserregenden, aber in gewisser Weise nicht überraschenden, Artikel des Kinderhilfswerkes der Vereinten Nationen UNICEF über die Bildungssituation an den Schulen Nepals im Coronajahr 2020.  Sudip schickte uns den Artikel, der leider auch unsere Befürchtungen widerspiegelt. 

 

Lesen Sie hier den Artikel im Original oder übersetzt:

 

2020-09 Meldung