Aktuelles aus Nepal im Juni/ Juli 2021

26. 07. 2021

Zwei Monate nach unserer letzten Meldung ist die Lage in Nepal weiterhin angespannt. Vergangene Woche meldet sich Sudip per Telefon aus Kathmandu, er ist gerade von seinem langen Aufenthalt in Ramechhap zurückgekehrt.

 

Die Coronainfektionen steigen unterdessen nicht mehr so rasant wie im Mai, als das kleine Land förmlich von der aus Indien kommenden Welle überrollt wurde. Aber es werden immer noch viele Menschen in den Krankenhäusern behandelt. Das Erfreuliche ist, die Sterblichkeitsrate ist stark zurückgegangen, weil ein Großteil der Infizierten weniger schwer erkranken und mittlerweile auch die anfangs kritische Sauerstoffversorgung wieder gewährleistet ist.

 

In den ländlichen Gebieten ist die Lage unterschiedlich ernst, je nachdem wie sehr die Dörfer durch von außen Kommende frequentiert werden. In unserer Projektregion Ramechhap, speziell in der abgelegenen Gegend um das Dorf Sukajor sieht es nach wie vor nicht ganz so dramatisch aus. Laut Sudip gibt es hier auch zahlreiche Infizierte, aber es sind weniger schwer verlaufende Fälle, und die meisten Bewohner versuchen sich so gut wie möglich durch Isolation zu Hause zu schützen bzw. die Infektion von daheim auszukurieren.

 

Die Impfkampagne ist unterdessen landesweit - auch in Ramechhap – im Gange, geht aber aufgrund des Impfstoffmangels nur schleppend voran. Die meisten Impfstoffe kommen aus den USA und aus den Nachbarländern China und (jetzt auch) aus Indien über die internationale Covax-Initiative, entweder über die Regierung eingekauft oder von den Ländern gespendet. Die Vorgehensweise ist recht ähnlich wie in anderen Ländern, nach Priorisierungsgruppen in der Bevölkerung und wird auf kommunaler Ebene über regionale Gesundheitsämter und Gemeindebeauftragte organisiert.

 

Die politische Situation hat sich etwas stabilisiert. Es gibt einen neu berufenen Premierminister, der gerade erst das Misstrauensvotum vom Parlament bestanden hat und somit im Amt bestätigt ist. Die Bevölkerung hofft, dass die Regierung sich nun endlich mit voller Kraft den dringenden Problemen im Lande zuwendet.

 

Aufgrund der zunehmend kritischen wirtschaftlichen Situation hat die Regierung nach den letzten Wochen des mehr oder weniger strengen Lockdowns, begonnen das öffentliche Leben wieder schrittweise zu öffnen. Der Tourismus, auf den das wunderschöne Land so dringend angewiesen ist, liegt weiterhin völlig am Boden. Die Gastarbeiter sind aufgrund ihrer verzweifelten Notlage wieder zurück nach Indien gegangen, um Ihre Arbeit dort wieder aufzunehmen.

 

Als wenn das nicht schon genug wäre, kommen nun in der jahresüblichen Monsunzeit auch noch überdurchschnittlich schwere Regenfälle mit regionalen Überflutungen, zahlreichen Todesopfern  und Zerstörungen hinzu. Dieses Unheil scheint derzeit überall in vielen Teilen der Welt ungewöhnlich hart zuzuschlagen.

 

 

Die Schulen sind seit Mai weiterhin landesweit geschlossen, auch unsere Gaiyashwori Grundschule in Sukajor. Es gibt widersprüchliche Informationen, wann und unter welchen Auflagen die Regierung die vollständige Öffnung wieder erlaubt.

 

Ein kleiner Lichtblick: Die kommunale Bildungsabteilung erlaubt den Lehrern, eine jeweils begrenzte Anzahl von 4-5 Schülern pro Tag für eine kurze Zeit in die Schulen zu holen, um mit Ihnen dort unter Einhaltung der Sicherheitsregeln in Kontakt zu treten und sich ein wenig auszutauschen. Die Kinder bekommen Hausaufgaben mit auf den Weg und werden dann wieder nach Hause geschickt. Trotz der Ausfälle wurde das akademische Jahr nun doch beendet, d.h. die Kinder aus der obersten Klasse sind in die Sekundarschule gewechselt. Erfreulicherweise gab es auch 6 Neuaufnahmen. Bescheidene Hoffnung kommt auf, dass die Schule vielleicht doch bald wieder Ihren Regelbetrieb aufnehmen und dann auch unser so wichtiges Tagesmahlprojekt wieder losgehen kann.

 

Unser neues Sanierungsprojekt, die Renovierung der Schulküche & Kantine, musste ja leider auch verschoben werden. Sudip hat jetzt bestätigt: wenn die allgemeine Situation im Land so bleibt wie sie ist und sich nicht verschlechtert, kann die Sanierung Mitte August starten. Das hängt hauptsächlich davon ab, ob das Baumaterial besorgt werden kann und ob wir die benötigten Fachkräfte für die Arbeiten bekommen bzw. ob diese auf den Baustellen arbeiten dürfen.  

 

Trotz oder gerade wegen der verzweifelnd anmutenden Lage,  mit der so viele Menschen auch in Nepal wohl noch lange zu kämpfen haben werden, bleiben wir vom Verein entschlossen, mit Geduld und Zuversicht weiterzumachen. Wenn auch mit Einschränkungen, so versuchen wir zu helfen, wo es geht und ein bisschen Hoffnung auf bessere Zeiten zu geben. Ohne  die Hilfe vieler, die uns treu bleiben, auch durch diese Krise hindurch, wäre dies nicht möglich.

 

Wir sagen Danke & Namaste!